15. Januar 2021

"Ein Kind leidet, wenn seine Eltern leiden" - angesichts der Szenarien über vermeintliche Folgen von Schlulschließungen...

...eine bodenständige Einschätzung von Carlotta Welding im Interview auf Zeit Online. Gleich zu Beginn wird sie nach den Ergebnissen einer Studie des Deutschen Jugendinstituts (siehe unten) gefragt, woraufhin sie das tut, was man von Wissenschaftlern erwarten kann: die Studie müsse sie sich erst einmal anschauen. Im weiteren Verlauf macht Welding deutlich, wie sehr das Wohlbefinden der Kinder von den Eltern und dem Umgang miteinander abhängt. Diese im Grunde banale Betrachtung wird bei all den katastrophischen Meldungen in der Pandemie aber häufig schlicht nicht beachtet (siehe dazu auch hier). Damit sollen keineswegs die Anstrengungen und Belastungen durch die gegenwärtige Lage schöngeredet werden, genau so wenig sollen die unterschiedlichen Möglichkeiten von Familien unterschlagen werden. Weder das eine noch das andere jedoch determiniert, wie mit der Lage umgegangen wird.

Auch wo niedrige Haushaltseinkommen zur Verfügung stehen und die Wohnverhältnisse beengt sind, gibt es große Unterschiede darin, wie dieser Lage begegnet wird. Genau darauf hebt Welding ab.

Sie beschließt das Interview mit folgender Aussage:

"Welding: Gerade jetzt haben Eltern die Chance, viel mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, als es im normalen Alltag möglich ist. Es ist eine Gelegenheit, sich aus starren Verhaltensmustern zu lösen. Es gibt viel weniger "das muss ich, das gehört so" als man denkt. Außerdem ist es für viele Väter auch die Gelegenheit, aktiv in ihre Vaterrolle zu schlüpfen. Allein das ist doch gut."

Ja, die Möglichkeit bietet die Pandemie, in der Krise werden Alternativen sichtbar, die über die Krise hinausweisen. Allerdings bedarf es zu einer Veränderung auch eines Konsenses dahingehend, dass Eltern die Möglichkeiten haben müssen, darüber frei zu befinden, wie sie sich der Aufgabe Elternschaft stellen wollen. Die gegenwärtige Sozialpolitik ist jedoch eine erweiterte Arbeitsmarktpolitik und steht dem entgegen. Wer also hier etwas verändern will, muss eine Alternative vorschlagen, die nicht vorschreibt, welche Wege die Familien gehen sollen. Das kann nur ein Bedingungsloses Grundeinkommen.

Anmerkung zur DJI-Studie: Da es sich um einer standardisierte Elternbefragung handelt, erhebt diese Studie nur die Selbsteinschätzungen der Eltern auf der Basis von Antwortskalen. Weder werde damit konkrete Einsichten darein möglich, ob denn diese Einschätzung so eindeutig sind, noch erkennt man Beweggründe der Eltern für ihre Antworten. Dazu müssten nicht-standardisierte Forschungsgespräche geführt werden.

Sascha Liebermann