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30. August 2023

Kein "Geld für's Nichtstun"...

..., worauf hier treffend hingewiesen wird. 

Stefan Bach hat im Interview mit der taz deutlich gemacht, weshalb sie auf die Modellierung von Verhaltensveränderungen verzichtet haben, da sie nicht aussagekräftig sind und auf Annahmen (siehe auch hier und hier) beruhen, die nur in eine Richtung getroffen werden (oder gar mit einem Werturteil verbunden sind). Bach hingegen bezieht die andere Richtung immerhin ein.

Sascha Liebermann

"Mit Widerstand muss man rechnen"...

...ein Interview mit Stefan Bach in der taz zu gestern veröffentlichten Studie zur Finanzierung eines Bedingungslosen Grundeinkommens, indem zugleich die Grenzen der Aussagekraft der Studie klar bestimmt werden. Weshalb die Wirkung eines BGE dabei nur in eine Richtung gedacht wird, kann verwundern.

Zur Frage der Finanzierung sagt Bach:

"Stefan Bach: Teuer wäre es schon, aber grundsätzlich machbar. 1.200 Euro Grundeinkommen für alle Erwachsenen, für Kinder die Hälfte, würde nach Verrechnung mit bestehenden Sozialleistungen, knapp 1.000 Milliarden pro Jahr kosten, immerhin 25 Prozent des BIP. Das muss durch höhere Steuern finanziert werden, oder durch Einsparungen bei den Staatsausgaben."

"Der Rechner zeigt, dass ein Grundeinkommen beispielsweise mit Einkommensteuern von 50 Prozent auf alle Verdienste plus weiteren Steuererhöhungen vor allem für Reiche zu finanzieren wäre. Halten sie so etwas für realistisch?

In dieser Variante haben etwa vier Fünftel der Bevölkerung mehr Geld im Vergleich zu heute, während das reichste Fünftel ziemlich stark belastet wird. Ob so etwas praktisch geht, ist eine Frage der politischen Akzeptanz, vor allem bei denen, die draufzahlen."

Es ist eben, wie immer wieder gesagt, eine politische Frage, also der Akzeptanz. Zugleich nennt er die konkreten Ansatzpunkte, an denen sichtbar wird, dass Elemente eines BGE schon existieren, das Befürworter allerdings schon lange genau so thematisieren.

"Und würden nicht viele Leute weniger arbeiten wollen als heute?

Viele Ökonomen befürchten das. Die Steuersätze auf eigene Einkommen steigen, zugleich erhöht das Grundeinkommen das Nettoeinkommen auch bei Normalverdienenden. Das macht weniger Arbeitszeit interessant. Oder die Schwarzarbeit, die muss man dann konsequent bekämpfen."

Weniger Arbeitszeit wird nur dann interessant, wenn davon ausgegangen wird, dass der führende, wenn nicht entscheidende Grund für Erwerbsteilnahme das Einkommen ist. Ist das aber nur einer unter vielen Gründen und nicht einmal der führende, berücksichtigt man die Möglichkeiten zu gestalten, sich einzubringen, zu einem gemeinsamen Zweck beizutragen und Dienste für andere bereitzustellen, die Erwerbstätigkeit auch auszeichnen, sieht die Sache anders aus. Die Frage ist also, was ist dem Einzelnen wichtig und wofür möchte er sich einsetzen, das kann genauso Erwerbstätigkeit sein. Entscheidend ist hier die gesamte Lebensspanne, die in diese Betrachtung einbezogen werden muss.

Die folgende Antwort ist sehr klar und weist in die andere Richtung:

"Haben Sie in dem Modell einkalkuliert, dass die Steuereinnahmen möglicherweise sinken, wenn weniger gearbeitet wird und dann weniger Mittel zur Finanzierung des Grundeinkommens zur Verfügung stehen?

Das haben wir nicht berücksichtigt, weil diese Wirkungen nur schwer einzuschätzen sind. Möglich ist, dass viele Leute dann mit weniger materiellem Wohlstand zufrieden sind, weil sie weniger arbeiten, mehr Zeit haben, vielleicht gesünder sind und eine höhere Lebensqualität genießen. Dadurch kann aber auch Arbeitsfreude und Produktivität steigen. Das soll in den Grundeinkommens-Experimenten genauer untersucht werden."

Die Grenzen solcher Modellsimulationen werden deutlich benannt, das ist erfreulich, zugleich aber werden Hoffnungen auf Modellexperimente gesetzt, die sie nicht erfüllen können. Das heißt allerdings nicht, dass sich darüber gar nichts sagen ließe, siehe hier und hier. Bach weist hier ebenso darauf hin, dass ein Absenken der Erwerbsarbeitszeit bzw. ein Zugewinn an "Arbeitsfreude" nicht zum einem Verlust an Wertschöpfung führen muss.

Hier geht es zur Studie des DIW

Was in der Berichterstattung seit gestern auffällt, ist, dass es schon lange Berechnungsmodelle gibt, es sei hier nur an die Arbeiten Helmut Pelzers erinnert, die er teilweise gemeinsam mit Ute Fischer durchgeführt hat.

Sascha Liebermann

16. Januar 2023

Vermögen und Leistung

15. Dezember 2022

"Mit harter Arbeit" - Anmerkungen zum Vorschlag von Christian Lindner durch Stefan Bach

11. Februar 2022

"Das Versprechen der sozialen Marktwirtschaft" - Grunderbe für alle, schön paternalistisch...

 ...so liest sich, woran Stefan Bach ein Grunderbe knüpfen will. Es spricht nichts gegen Bildungs- und Weiterbildungsangebote, viel gegen die Verknüpfung des einen mit dem anderen. Siehe dazu frühere Beiträge hier und hier. Es stellt sich in diesen Dingen immer eine grundlegende Frage. Muss die Existenzsicherung von Wohlverhalten abhängig sein, ja oder nein? Wenn die Würde für sich steht, darf sie nicht von andere abhängig gemacht werden. Wird sie von anderem abhängig gemacht, steht sie nicht für sich. 

Sascha Liebermann

23. September 2021

Stefan Bach - Einschätzung zur Finanzierbarkeit in Anlehnung an Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats

16. September 2021

Stefan Bach hat naheliegende Fragen an das Gutachten "Bedingungsloses Grundeinkommen"

22. Juni 2021

"Entlastung für Besser- & Hochverdiener" - Stefan Bach zum Programmentwurf der Union

3. Dezember 2020

Normative, nicht psychologische Differenz - letztere verweist auf erstere, es geht darum, wie Handeln bewertet wird

Normen (siehe auch hier) sind andere Realitäten als psychische Dispositionen, die Bewertung von Handeln durch Normen ist also etwas anderes als die Bewertung von Handlungsmöglichkeiten durch eine Person aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur. Diese Differenzierung wird häufig nicht beachtet und führt zu unangemessenen Schlussfolgerungen, so auch in der Gleichsetzung von Negativer Einkommensteuer und Sozialdividende. Dass diese Unterscheidung kaum beachtet oder auf psychologische Differenzen reduziert wird, lässt erahnen, dass die Bedeutung von Normen und Regeln vollkommen unterschätzt wird. Das ist wiederum für die BGE-Diskussion aufschlussreich, wenn es darum geht, etwaige Auswirkungen zu ermessen, denn die entscheidende Umwertung, die ein BGE vornimmt, ist normativer Art, sie hebt den heute bestehenden Widerspruch zwischen Demokratie und Sozialstaat auf.

Sascha Liebermann

2. Dezember 2020

Mitgenommen werden oder mitkommen? Für einen Vorschlag kann man nur werben, mitkommen müssen die Umworbenen schon selbst

Nachtrag: Worauf sich diese Einschätzung von Stefan Bach stützt, ist unklar, womöglich rekurriert sie auf die mediale Berichterstattung über die Diskussion, in der in der Tat häufig dieselben Protagonisten porträtiert werden, z. B. der Verein Mein Grundeinkommen. Grund für diese Einschätzung könnte auch eine Befragung sein, die das DIW selbst durchgeführt hat. Ich kann diese Einschätzung nicht nachvollziehen, entspricht sie nicht meinen Erfahrungen aus eigener öffentlicher Vortragstätigkeit in den letzten 16 Jahren, die eher zeigt, dass das Interesse an der Thematik breit ist und unterschiedliche Milieus betrifft. Es ist aber auch so, dass gerade diejenigen, die an der Armutsgrenze oder in Armut leben oder gar im Arbeitslosengeld II-Bezug sind, sich allenfalls in Vier-Augen-Gesprächen nach einer Veranstaltung zu erkennen geben. Abgesehen davon wäre es historisch gar nicht überraschend, wenn sich in Fragen, die das Selbstverständnis eines Gemeinwesens betreffen, gerade Bürger hervortun, die nicht von täglicher Not geplagt sind und die Freiräume haben, um sich grundsätzliche Fragen zu stellen und diesen nachzugehen.

In einer Demokratie ist die politische Öffentlichkeit der entscheidende Ort, um für Alternativen zu werben, nicht Expertenrunden oder Zirkel anderer Art. Insofern kommt es also darauf an, solche Argumente für und wider ein BGE in die Öffentlichkeit zu tragen und sich dort damit auseinanderzusetzen. Hier muss niemand abgeholt - wie es pädagogisch formuliert heute heißt - oder "mitgenommen" werden. Probleme klar anzusprechen, alternative Lösungen zu entwerfen und für diese zu werben, das ist entscheidend.

Sascha Liebermann

8. Juli 2020

Stefan Bach zu "Steuermythen", an denen die OECD mitstrickt

8. Juni 2020

Mehrwertsteuersenkung für 6 Monate sinnvoll?


11. Mai 2020

Entscheidende Frage: Weshalb wird überhaupt "gearbeitet" und was verändert BGE diesbezüglich? Davon hängt alles ab...


..."Armutsfallentheorem" ist unterkomplex, siehe schon vor vielen Jahren dazu z. B.:

Zur Kritik des Armutsfallentheorems (Ronald Gebauer und Hanna Petschauer)
Die Arbeitslosigkeitsfalle vor und nach der Hartz-Reform (Georg Vobruba und Sonja Fehr)
Fordern statt Fördern? – Nein! Wege aus Arbeitslosigkeit und Armut erleichtern (Ronald Gebauer)
Arbeit gegen Armut. Grundlagen, historische Genese und empirische Überprüfung des Armutsfallentheorems (Ronald Gebauer)

Standardisierte Daten führen hier nicht weiter (siehe Gebauer/ Petschauer), handlungsleitende Überzeugungen müssen rekonstruiert statt phantasiert werden, um zu sehen, worin denn überhaupt Veränderungen durch ein BGE bestehen könnten. "Anreize"(siehe auch hier) - ebenso missverständlich, eine black box, schon bei George Herbert Mead thematisiert. Wirkung der Normativität von Erwerbstätigkeit wird unter- und überschätzt zugleich. Auch die Begrifflichkeit, mit der Handeln und Handlungsmotivierungen bestimmt werden, muss auf den Prüfstand. Hilfreich sind Untersuchungen wie z. B. diese von Ute Fischer. Abgesehen davon ist Bedingungslosigkeit schon heute Voraussetzung der politischen Ordnung, das wird allerdings oft übersehen.

Sascha Liebermann

15. April 2020

Ganz praktisch gedacht: Steueridentifikationsnummer, Mehrwertsteuerfreigbetrag und ähnliches


25. Februar 2020

"Ein Mehrwertsteuer-Bonus macht die Mehrwertsteuer progressiv" so Stefan Bach


Einst, vor allem in den ersten Jahren seines Engagements, hatte Götz W. Werner ein Bedingungsloses Grundeinkommen genau so begründet.

Sascha Liebermann

16. Juli 2019

"Die Tea Party lässt grüßen" - Stefan Bach über den Bund der Steuerzahler...

...der jüngst wieder seinen "Gedenktag" feierte. Hier geht es zum Beitrag von Stefan Bach auf Zeit Online, der auch Einblick in die Fallstricke von Vergleichen auf der Basis statistischer Erhebungen gibt.

12. Februar 2019

Sozialstaat vor dem "Kollaps"? "Fakenews" schreibt Stefan Bach (DIW)


Siehe auch die Sozialleistungsquote:



15. Februar 2018

"Solidarisches Grundeinkommen: alternatives Instrument für mehr Teilhabe"...

...ein Vorschlag aus dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) von Stefan Bach und Jürgen Schupp. Die Autoren greifen damit den Vorschlag des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Michael Müller, auf. Schupp hatte sich auch früher schon für Feldexperimente ausgesprochen, siehe hier.